95. Wollen wir andere davon überzeugen, dass ein kleines Detail im Gesetz wie „Sabbat oder Sonntag“ Gottes gerechten Zorn heraufbeschwört (Off 14,9-11), müssen wir selbst gelernt haben, Gottes Gebote im Detail zu halten, weil wir sonst unter dasselbe Urteil fallen.

„Sabbat oder Sonntag“ ist für die Menschheit die endzeitliche Wiederholung der ersten Prüfung „Baum des Lebens oder Baum der Erkenntnis“. So wie Sabbat und Sonntag Nachbartage sind, standen auch der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis beide in der Mitte des Gartens. Die örtliche Entfernung zwischen beiden war nicht groß, ihre Wirkung jedoch lag so weit auseinander wie der Westen vom Osten und der Tag von der Nacht.

Es ist kein Zufall, dass die letzte Prüfung der Menschheit ein äußerlich unbedeutendes, logisch auch nicht nachvollziehbares Detail wie „Sabbat oder Sonntag“ sein wird. Es gibt keinen sinnlich wahrnehmbaren oder rational erkennbaren Grund, warum der eine Tag heilig sein sollte und der andere nicht. Der Unterschied entzieht sich dem menschlichen Urteil – er besteht allein im Wort Gottes und kann nur im Glauben akzeptiert oder im Unglauben abgelehnt werden. Doch so minimal der Unterschied in unseren Augen sein mag, entscheidet er doch über ewiges Leben oder ewigen Tod.

Und das ist die „Moral der Geschichte“ von 6 000 Jahren menschlichen Leidens unter den Folgen einer Banalität, deren einziges Problem darin bestand, dass Gott sie verboten hatte. 6 000 Jahre unerbittliche Lebensschule. Haben wir die Lektion gelernt? Verstehen wir, dass ein minimaler Unterschied über Leben und Tod entscheiden kann, und zwar absolut zu Recht? Haben wir erkannt, dass es ein Beweis sowohl Seiner Gerechtigkeit als auch Seiner grenzenlosen Liebe ist, dass Gott nichts weniger als sittliche Vollkommenheit in den Himmel einlässt und nur ihr wieder Zugang zum Lebensbaum gewährt?

Meine Hoffnung und mein Gebet sind, dass die Zeit kommt und schon da ist, dass wir die Lektion verstehen und in festem Glauben und Vertrauen die Verheißung ergreifen, dass, wenn unser himmlischer Vater heilig, vollkommen und rein ist, es ein geistliches Naturgesetz ist, dass Seine Kinder dieselben Eigenschaften von Ihm erben.

1Pe 1,16 Seid heilig, denn ich bin heilig.

Mt 5,48 Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.

1Joh 3,3 Jeder, der diese Hoffnung auf ihn hat, reinigt sich selbst, wie er rein ist.

MYP 144 Selbst die längste Reise besteht aus einzelnen Schritten. Ein Schritt nach dem anderen bringt uns an das Ende der Straße. Auch die längste Kette ist aus einzelnen Gliedern zusammengesetzt. Ein einziges mangelhaftes Glied macht die ganze Kette wertlos. So ist es auch mit dem Charakter. Ein wohlausgewogener Charakter entsteht durch einzelne, gut ausgeführte Taten. Ein einziger Fehler, dem man nachgibt, statt ihn zu überwinden, macht den Menschen unvollkommen und verschließt ihm die Tore der Heiligen Stadt. Wer den Himmel betritt, muss einen Charakter ohne Flecken oder Runzel oder dergleichen besitzen. Nichts Unreines kann je dort hineinkommen. In der gesamten Schar der Erlösten wird nicht ein Mangel zu sehen sein. (vgl. RJ 90)

YI, 18.8.1886 Es wird keine halbgewaschenen Gewänder geben – alle werden rein und fleckenlos sein.

1Thess 5,23 Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!

24 Treu ist, der euch beruft; er wird es auch tun.


Der HERR segne dich und einen jeden von uns auf unserer herausfordernden und gleichzeitig wunderbaren und hoffnungsfrohen Pilgerreise in die Ewigkeit!

94. Wollen wir „Babylons Fall“ verkünden und andere aus diesem System der Rebellion und Götzenanbetung herausrufen (Off 14,8; 18,4), muss zuerst unsere eigene Rebellion gegen Gott beendet werden, die sich in Unglauben und Ungehorsam gegenüber seinem Erlösungsweg zeigt.

Unser Unglaube zeigt sich darin, dass wir vollkommenen Gehorsam und einen vollkommenen Charakter diesseits der Ewigkeit für unmöglich halten. Gefühle der Rebellion und Auflehnung sind die Folge, weil wir Vollkommenheit als Forderung für ungerecht und lieblos halten.

Das Problem dahinter ist dasselbe wie bei unseren Ureltern: ein Missverständnis von Gottes Wesen. Satan „überzeugte“ sie von Charakterzügen Gottes, die Er in Wahrheit nicht besaß. Adam und Eva rebellierten mit ihrer Tat gegen einen Gott, den es gar nicht gab. Auch wir würden nicht rebellieren, würden wir Gottes Liebe und Gerechtigkeit in allem Seinem Handeln klar erkennen. Satans Versuchungen haben in dem Maße Erfolg, wie er den wahren Gott vor uns verzerren und verbergen kann.

Das schlichte, aber sehr mächtige Gegenmittel gegen Unglauben und Rebellion ist darum die Wahrheit über Gott, offenbart in der Schrift. Jeder Grund zur Auflehnung schwindet, wenn wir erkennen und im Glauben annehmen,

a) dass Gottes Gerechtigkeit weder kleine noch große Übertretungen Seines Gesetzes hinnehmen kann, ohne das ewige Glück des Menschen, des Himmels sowie des gesamten Universums zu gefährden, und dass Er deshalb nur heilige Wesen in den Himmel aufnehmen kann, die innen und außen mit Seinen Geboten übereinstimmen, also sittliche Vollkommenheit besitzen;

b) dass Gottes Liebe und Seine vollständige Kenntnis (und in Christus Selbsterleben!) all unserer Schwachheiten die größte überhaupt vorstellbare Zusicherung und Garantie dafür sind, dass Sein Plan der Erlösung all diese weitreichenden Forderungen umfasst und verwirklicht und ein Scheitern selbst des schwächsten Gläubigen ausgeschlossen ist, solange er sich an seinen Erlöser hält.

Kurz gefasst: Gottes Gerechtigkeit macht Vollkommenheit nötig, Gottes Liebe macht Vollkommenheit möglich. Darin besteht das „ewige Evangelium“, das wir eigentlich weltweit verkündigen sollen, aber selbst aus den Augen verloren haben. Erfassen wir es aber als Wahrheit und Tatsache, wird sich jede Rebellion in überströmende Freude und tiefe Liebe verwandeln. Warum sollten wir diesen Gott nicht von ganzem Herzen bewundern und verehren? Seine Gerechtigkeit ist ein unerschütterlicher, zuverlässiger, nie trügender Fels, und Seine Liebe ist ein mächtiger, mitfühlender, alle nur denkbaren Wege der Barmherzigkeit ausschöpfender Retter.

93. Wollen wir andere dazu auffordern, „Gott zu fürchten“, „ihm die Ehre zu geben“ und ihn als Schöpfer „anzubeten“ (Off 14,7), muss sich unsere eigene Gottesfurcht in Gehorsam zeigen, müssen wir ihn in allen Lebensbereichen ehren und unseren Glauben an eine vollkommene Schöpfung der Welt in sechs Tagen darin beweisen, dass wir keinen Zweifel an einer vollkommenen Neuschöpfung des Menschen in seiner Lebenszeit haben.

Die drei abschließenden Thesen sollen einen sehr zentralen Punkt deutlich machen: Als Siebenten-Tags-Adventisten können wir unsere eigentliche Mission, das „ewige Evangelium“ der dreifachen Engelsbotschaft allen Menschen auf diesem Planeten zu verkündigen, nur dann vollmächtig und endgültig erfüllen, wenn wir die gute Nachricht der vollkommenen Gerechtigkeit Christi, die im Sünder eine völlige Verwandlung und vollständigen Gehorsam bewirkt, im Glauben annehmen und im Heiligen Geist ausleben. Unser gesamtes Lehrgebäude macht nur Sinn, wenn es die Vollkommenheit Gottes, Seines Gesetzes und Seiner Erlösung ohne Abstriche anerkennt. Tun wir dies nicht, verstricken wir uns dogmatisch in innere Widersprüche, und unsere Verkündigung wird ebenso wie unser Leben einen spürbaren Mangel an geistlicher Vollmacht offenbaren. Wir können nicht Zeugen für Gottes unendliche Liebe und die unantastbare Heiligkeit aller Seiner Ordnungen sein, wenn wir nicht selber in Wort und Tat die uneingeschränkte Gerechtigkeit Seines Gesetzes hochhalten – durch makellosen Gehorsam wie einst ein Henoch, Elia und Daniel.

Denn ebendas ist die tiefste Bedeutung von „Gott fürchten, ehren, anbeten“. Es ist Respekt, Bewunderung, Begeisterung, Liebe, Nachahmung, Eifer, Ehrfurcht – sich in der Betrachtung von Gottes Persönlichkeit und Wesen zu verlieren, bis man sich selbst vergisst und nur noch Christus in einem lebt (Gal 2,20). Und wenn Christus – der Vollkommene – Sein Leben in dir und durch dich führt, dann ist dein Leben vollkommen. Lernen wir und beten wir darum, uns in Ihm zu verlieren!

Wenn wir die erste Engelsbotschaft lesen, stellt sich die Frage: Wo ist in „Gott fürchten, ehren, anbeten“ und der „Stunde des Gerichts“ das Evangelium? Die gute, tröstliche, mächtige Nachricht besteht darin, dass dieser Gott sich als der Schöpfer Himmels und der Erde vorstellt. Er hat alles Sichtbare hervorgebracht, Belebtes wie Unbelebtes, Hohes und Tiefes, Kleines wie Großes – und das sogar „aus nichts“, einfach durch Sein Wort. So mächtig ist Er! Und diese Macht bietet Er an, zu unseren Gunsten noch einmal auszuüben – indem Er noch einmal spricht, um uns neuzuschaffen. Es gibt keine größere Macht im Universum als dieses Wort. Und es gibt keine größere Liebe und kein tieferes Mitgefühl für uns Sünder und unsere ganz persönlichen Nöte, als diesen Herrn, der mit Seinem eigenen Blut sich das Recht erwarb, die schöpferische Macht Seines Wortes für uns einzusetzen.

Es ist alles bereit, es ist für alles gesorgt. Glauben wir Ihm doch und bitten kindlich um diese Neuschöpfung – gerade wir, die wir doch Sabbat für Sabbat unseren Glauben an Seine Schöpfermacht bekennen und uns daran erinnern! Wenn in diesem Punkt unser Glauben nicht tiefer geht und mehr von Gott erwartet und erbittet als der Rest der Christenheit, wozu sind wir als Gemeinde dann da? Nur um einen Sabbat in der Theorie hochzuhalten, weil wir erkannt haben, dass die Zehn Gebote noch gültig sind? Wenn wir wirklich erkannt haben, „wie wir erkennen sollen“ (1Kor 8,2), dann kann „Anbetung des Schöpfers“ nur bedeuten, dass wir Ihm alles zutrauen – umso mehr, wo Er es doch ausdrücklich versprochen hat.

Jes 51,1 Hört auf mich, die ihr der Gerechtigkeit nachjagt, die ihr den HERRN sucht! Blickt hin auf den Felsen, aus dem ihr gehauen, und auf den Brunnenschacht, aus dem ihr gegraben seid!

2 Blickt hin auf Abraham, euren Vater, und auf Sara, die euch geboren hat! Denn ich rief ihn als einen einzelnen, und ich segnete ihn und mehrte ihn.

3 Denn der HERR tröstet Zion, tröstet alle seine Trümmerstätten. Und er macht seine Wüste wie Eden und seine Steppe wie den Garten des HERRN. Jubel und Freude findet man darin, Lobpreis und Stimme des Gesanges.