53. Die Vollständigkeit einer Phase ist die Voraussetzung für die Vollständigkeit der nächsten.

Die biblischen Bilder für Bekehrung sind eindeutig: Man kann nicht halb sterben oder halb begraben werden oder halb geboren werden. Man kann nicht halb Licht sein und halb Finsternis. Man kann nicht gleichzeitig sammeln und zerstreuen (Mt 12,30). Dieselbe Quelle kann nicht süßes und bitteres Wasser hervorsprudeln (Jak 3,11). Im Gleichnis von der kostbaren Perle schildert Schwester White, dass eine „halbe Bekehrung“ letztendlich gar keine Bekehrung ist:

COL 118 Manche Menschen scheinen ständig auf der Suche nach der himmlischen Perle zu sein. Doch sie vollziehen keine komplette Übergabe ihrer schlechten Gewohnheiten. Ihr Ich stirbt nicht, damit Christus in ihnen leben kann. Darum finden sie die kostbare Perle auch nicht. Sie haben ihren unheiligen Ehrgeiz und ihre Liebe für weltliche Reize nicht überwunden. Sie nehmen nicht das Kreuz auf sich, um Christus auf dem Weg der Selbstverleugnung und des Opferbringens zu folgen. Als „fast Christen“, aber nicht „ganz Christen“, scheinen sie dem Himmelreich nahe und können doch nicht hinein. Fast, aber nicht ganz gerettet, heißt nicht fast, sondern ganz verloren. (vgl. CGl 116)

Denken wir daran:

2Mo 20,3 Du sollst keine andern Götter haben neben mir …

5 … Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott

Stellen wir uns vor, eine Ehe bricht auseinander, weil die Frau immer wieder fremdgeht. Nach einiger Zeit tut ihr das Lotterleben leid, und sie kehrt reumütig zu ihrem Mann zurück und bittet um Wiederaufnahme. Sie schaut ihm in die Augen und versichert eindringlich: „Von jetzt an möchte ich bei dir sein! Für dich werde ich alle meine Liebhaber aufgeben – außer einem. Sieben Tage in der Woche bin ich ganz dein – nur an einem einzigen Abend möchte ich mal zwei Stunden für mein altes Leben haben. Das wäre bloß 1 % der Woche; 99 % der Zeit wäre ich ausschließlich für dich da, voll und ungeteilt!“

Welcher normal empfindende Mensch würde auf so einen Vorschlag eingehen? Niemand! Und sollte Gott es? Eine Beziehung wie die Ehe ist per Definition 100 % exklusiv. Da ist kein „Verhandlungsspielraum“! Gott hat es so in den Menschen hineingelegt, weil es ein Spiegel Seines eigenen Empfindens ist. Es gibt kein Glück in einer Dreierbeziehung, selbst wenn es nur das eine Prozent wäre, das man dem Nebenbuhler widmete. Christus ist nicht bereit, das Herz mit Satan zu teilen – nicht weil Er „habgierig“ wäre, sondern weil es schlicht unmöglich ist.

Mt 6,24 Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhängen und den anderen verachten.

Wäre Heiligung möglich, wenn die Bekehrung nicht vollständig ist? Stellen wir uns Heiligung als ein Gemälde vor, das kunstvoll auf einer weißen Leinwand entsteht. Die Leinwand ist unser Charakter, das Modell ist Christus. Der göttliche Maler ist der Heilige Geist, dem wir uns ausgeliefert und damit die Erlaubnis gegeben haben, nach Belieben dort farbige Striche aufzutragen, wo Er will. Doch im Hintergrund ist ein zweiter „Maler“, und jedes Mal, wenn der erste den 99. Pinselstrich getan hat, tritt der finstere Konkurrent hervor und setzt mit seiner eigenen Farbe und dort, wo es ihm gefällt, den Strich Nr. 100. Welcher Maler würde unter solchen Bedingungen arbeiten wollen? Und wie würde dieser „Künstlerstreit“ sich wohl auf das Gemälde auswirken? Ein einziger Strich würde verderben, was 99 Striche zuvor zierreich herausgearbeitet haben.

Es ist nicht möglich, von Sünde frei zu werden, solange wir Satan noch bewusst Einfluss in unserem Leben gewähren. Es ist nicht möglich, das Gewand des Charakters im Blut des Lammes zu waschen (Off 7,14), solange jemand daneben steht, der es immer wieder mit Dreck bewirft. Alle Türen (besonders die Hintertüren) müssen dem Bösen verschlossen werden. Das bedeutet nicht, dass wir nicht mehr fallen können oder dass alles umsonst gewesen wäre, wenn wir gefallen sind – keineswegs! Es bedeutet aber, dass, soweit Gott uns Selbsterkenntnis schenkt, wir Ihm alles ausliefern müssen. Es ist in gewisser Weise das Maximum, was wir geben können, aber zugleich das Minimum, das Gott akzeptieren kann.

Es gibt in der Tat keine exklusivere Beziehung als zwischen dem Schöpfer und Seinem Geschöpf und zwischen dem Erlöser und Seinen Erlösten. Nur unter der Bedingung der Ausschließlichkeit können wir den Weg des Heils betreten. Der Heilige Geist braucht völlige Kontrolle über uns. Dann wird Er Sein gutes Werk nicht nur beginnen, sondern auch zu einem wunderbaren Abschluss bringen!

12MR 53 Der Heilige Geist wirkt dann, wenn das Ich sich nicht einschaltet.

Jud 1,24 Dem aber, der mächtig genug ist, euch ohne Straucheln zu bewahren und euch unsträflich, mit Freuden vor das Angesicht seiner Herrlichkeit zu stellen,

25 dem allein weisen Gott, unserem Retter, gebührt Herrlichkeit und Majestät, Macht und Herrschaft jetzt und in alle Ewigkeit! Amen.