Wenn ein reicher Vater immer wieder die Schulden seines spielsüchtigen Sohnes begleicht, ohne das eigentliche Problem anzugehen, nämlich die Sucht, nennt man das Ko-Abhängigkeit. Das scheinbare Wohlwollen des Vaters ist in Wirklichkeit das größte Hindernis für die Heilung seines Sohnes, weil es ständig nur die Folgen der destruktiven Gewohnheit vom Sohn fernhält und damit den Erkenntnis- und Lernprozess verhindert, der die Voraussetzung für eine Entscheidung zu echter Veränderung ist. Auf diese Weise wird der Vater mitschuldig am Lebensstil seines Sohnes, der sich immer mehr vertieft und immer schwerer zu überwinden wird, je länger die Situation der Ko-Abhängigkeit anhält.
Die falsche Rechtfertigungslehre degradiert Christus in letzter Konsequenz zu einem Ko-Abhängigen, dessen Aufgabe es ist, die Folgen der Sünde von uns fernzuhalten, ohne die Sünde selbst zu beseitigen – eine Art künstliche Lebensverlängerung von Sünder und Sünde. Dieses Zerrbild von Mittlerdienst existiert schon sehr lange. Die Bibel nennt einen solchen Priester „Diener der Sünde“, und Paulus beantwortet die Frage, ob dies auf unseren Hohepriester Jesus Christus zutreffe, mit einem energischen: „Das sei ferne!“ (Gal 2,17)