Ich kann mich des Eindrucks
einfach nicht erwehren, dass auch als Christen unsere Angst vor dem Tod oft
deutlich größer ist als unser Hass gegen die Sünde. Und dieser Eindruck wird
genährt durch den Umstand, dass so viele von uns mit einer „Erlösung“ zufrieden
zu sein scheinen, die ihnen den zweiten Tod erspart, ihr Leben in dieser Welt
aber nicht frei von Sünde machen kann. Viele lesen Verse wie
Röm 5,1 Da wir nun aus Glauben gerechtfertigt sind, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus …
Röm 8,1 Also gibt es jetzt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind …
und sehen als Grund für diesen
„Frieden mit Gott“ allein die ihnen zugerechnete Vollkommenheit Jesu, die sie
sündlos vor dem Vater stehen und straffrei ausgehen lässt. Dass sie womöglich
immer noch die gleichen Sünden und Charakterschwächen ausleben wie vor ihrer
Bekehrung und nach ihrem Bibelverständnis auch nicht mit einer grundlegenden
Veränderung zu rechnen ist („Wir bleiben Sünder bis zum Schluss“), kann ihren
„Frieden“ kaum trüben.
Dies scheint mir doch ein sehr
egozentrischer Umgang mit dem Heil zu sein, bei dem die größte Seelenlast die
eigene Errettung ist und man sich wenig Mühe macht nachzufühlen, welch hohen
Preis Gott für die Sünde gezahlt hat und welches Leid sie bis zum heutigen Tag
in Sein Herz bringt – nicht nur in den furchtbaren Stunden in Gethsemane und
auf Golgatha, sondern jeden Moment! Wir sprechen viel vom Gott der Liebe – zu
Recht. Doch Gottes unendliche Liebe zu Seinen Geschöpfen und sogar zum
gefallenen Sünder hat eine Kehrseite, und das ist Sein Hass gegen die Sünde,
gegen die Übertretung Seines heiligen, vollkommenen und ewigen Gesetzes. Von
Jesus bezeugt die Schrift:
Heb 1,9 Du hast Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst …
Ich kann nicht gegenüber etwas
gleichgültig sein – es achselzuckend als „Schicksal“ akzeptieren, da wir nun
einmal eine gefallene Natur haben –, was mein Erlöser so entschieden und
kompromisslos ablehnt und sogar hasst! Anders gesagt: Meine Haltung gegenüber
der Sünde offenbart meine Haltung gegenüber Jesus. Gleichgültigkeit gegenüber
der Sünde (einschließlich der „kleinen“ Gewohnheitssünden) ist Gleichgültigkeit
gegenüber Jesus. Sie offenbart einen Mangel an Liebe für meinen Heiland. Sie
zeigt auch ein unzureichendes Verständnis der Gerechtigkeit Gottes. Niemand,
der in einer lebendigen Beziehung mit Christus steht – wie die Rebe am
Weinstock hängt und von deren Lebenssaft trinkt –, kann eine solche Haltung
pflegen. Und niemand kann in einer solchen Haltung gerettet werden.
Die Bibel erklärt sehr einfach,
wie Sünde, Tod und Rettung zusammenhängen: Tod ist die Folge von Sünde. Daher
bedeutet Rettung vom Tod immer auch
Rettung von Sünde. Freispruch vom Todesurteil ohne gründliche Befreiung und Reinigung
von der Sünde ist eine Illusion – ja sie ist letztlich eine Aufhebung der göttlichen
Gesetzmäßigkeit von Ursache und Wirkung und damit subtile Gesetzesfeindlichkeit.
Die Aufspaltung von Ursache (Sünde) und Wirkung (Tod) widerspricht dem klaren Zeugnis
der Schrift. Beide Elemente – Befreiung vom Tod und Befreiung von Sünde – sind ja
ausschließlich in der
Lebensgemeinschaft mit Christus zu finden. Das heißt: Wer eins mit Christus
ist, hat beides; wer nicht mit Ihm eins ist, hat keines. Aus diesem Grund ist
jede Theologie, die die untrennbare Einheit der beiden Elemente nicht widerspiegelt,
eine menschliche Erfindung, die ihre Anhänger täuscht und am Ende ins Verderben
bringt.
Joh 12,25 Wer sein Leben liebt, verliert es; und wer sein Leben in dieser Welt hasst, wird es zum ewigen Leben bewahren.
Liebst du Jesus? Je mehr du es
tust, desto mehr und inniger wirst du wie Er „Gerechtigkeit lieben und
Gesetzlosigkeit hassen“. Das wünsche ich dir und mir!