Ich erinnere an die Bibeltexte aus These 38 über Gottes Handeln:
5Mo 32,4 … vollkommen ist sein Tun …
2Sam 22,31 … sein Weg ist vollkommen …
Pred 3,14 … alles, was Gott tut, ist für ewig …
Jak 1,17 … jedes vollkommene Geschenk kommt … von dem Vater …
Eigenartigerweise betonen gerade diejenigen, die Erlösung als alleiniges Handeln Gottes (und nicht des Menschen) definieren, mit Nachdruck, dass eine völlige Heiligung der Gläubigen in diesem Leben eine Illusion sei, und verweisen als Grund für diese Unmöglichkeit auf die Schwachheit und Verdorbenheit unseren gefallenen Natur. Doch wenn Heiligung das Werk Gottes ist, wie kann sie dann von menschlicher Schwachheit behindert werden?
Das zweite Problem mit dem Verweis auf die menschliche Schwachheit ist, dass nach dieser Sichtweise ein mögliches Zusammenspiel eines vollkommenen Gottes und unvollkommener Menschen (in diesem Fall bei der Heiligung) zwangsweise zu einem unvollkommenen Resultat führt. Damit spricht sie der menschlichen Unvollkommenheit größeren Einfluss zu als der göttlichen Vollkommenheit. Sie sagt praktisch: Wenn Gott und Mensch zusammenarbeiten, wird unter dem Strich der Mensch diesem gemeinsamen Werk den Stempel der Unvollkommenheit aufdrücken, statt dass Gott ihm den Stempel der Vollkommenheit aufdrückt. Was letztlich dem Eingeständnis gleichkommt, das Böse sei mächtiger als das Gute.
Die Bibel sagt das Gegenteil.
Röm 5,20 Wo die Sünde überströmend geworden ist, ist die Gnade noch überschwänglicher geworden.
Röm 12,21 Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse durch das Gute!
Das Heiligtum lehrt uns, dass „hochheilige“ Gegenstände wie der Brandopferalter nicht entheiligt werden konnten, sondern im Gegenteil alles heiligten, was sie berührte:
2Mo 29,37 Sieben Tage sollst du Sühnung am Altar vollziehen und ihn dadurch heiligen. So wird der Altar hochheilig sein: alles, was den Altar berührt, ist geheiligt.
Diese hoffnungsvolle Symbolik findet im Messias ihre tiefste Erfüllung, denn wenn Christus in Gemeinschaft mit dem Sünder kommt, wird nicht Er verunreinigt, sondern der Sünder gereinigt! Ellen White illustriert diesen Punkt auf eindrückliche Weise anhand der Heilung des Aussätzigen:
LJ 252 Jesu Wundertat an dem Aussätzigen veranschaulicht sein Wirken, die Seele von Sünden zu reinigen. Der Mann, der zu Jesus kam, war „voll Aussatz“, dessen tödliches Gift seinen ganzen Körper durchdrang. Die Jünger suchten ihren Meister daran zu hindern, ihn anzurühren; denn wer einen Aussätzigen berührte, verunreinigte sich selbst. Jesus aber wurde dadurch, dass er seine Hand auf den Aussätzigen legte, nicht verunreinigt; seine Berührung übertrug lebenspendende Kräfte, und der Kranke wurde geheilt. So verhält es sich auch mit dem Aussatz der Sünde … Wenn der Herr im Herzen des Menschen wohnt, wird kein Makel ihn je erreichen [wörtl.: Jesus, coming to dwell in humanity, receives no pollution]; seine Gegenwart übt eine heilende Kraft auf den Sünder aus.
Jesu Gegenwart besitzt „heilende Kraft“! Selbst wenn Heiligung menschliche Mitarbeit einschließt (was biblisch zutrifft), gibt es daher keinen Grund, vollkommene Heiligung mit Hinweis auf die menschliche Schwachheit für unmöglich zu erklären. Wenn Gott da ist, wird selbst ein gewöhnlicher menschlicher Gegenstand wie Moses Hirtenstab so mächtig, dass er ein stolzes Imperium wie das alte Ägypten in die Knie zwingt.