Ein Prediger verfasste einmal einen Artikel mit dem Titel: „Konservativ, liberal oder gehorsam?“ Dahinter steckte die etwas provozierende Anspielung, dass das wahre Kriterium eines Christen nicht sein liberales oder konservatives Selbstverständnis ist, sondern ein Leben nach Gottes Geboten. Ist das nicht der Fall, ist es für Gott belanglos, ob wir liberale Sünder oder konservative Sünder sind, denn dann spiegeln diese Begriffe nur eine Vorliebe für bestimmte Sünden wider – z. B. auf liberaler Seite die „Freiheit“, sich über Regeln hinwegzusetzen und selbstbestimmt die Welt zu genießen, oder auf konservativer Seite die „Bewahrung“ der theologischen Wahrheit als Mittel der Abgrenzung und Selbstüberhebung.
Jesus begegneten diese Lebensstile in Gestalt der Sadduzäer und Pharisäer. Obwohl beide Gruppen ziemlich verfeindet waren, einte sie am Ende erstaunlicherweise die noch größere Abneigung gegen den Messias. Prophetisch betrachtet bilden diese Gruppen die zwei Säulen „Babylons“. Ellen White schreibt über das Papsttum:
Der große Konflikt, 480f. Es hat sich auf zwei Menschengruppen eingestellt, und diese umfassen beinahe die ganze Erde: diejenigen, die durch ihre eigenen Verdienste gerettet werden möchten, und jene, die in ihren Sünden gerettet werden wollen. Hier liegt das Geheimnis seiner Macht.
Es versteht sich von selbst, dass eine laue Gemeinde, die zwar theologisch sehr wesentliche Wahrheiten hochhält, praktisch aber der Gesinnung Babylons nahesteht (als „Sadduzäer“ oder „Pharisäer“), erst dann vollmächtig und glaubwürdig aus Babylon herausrufen kann, wenn sie selbst „eifrig Buße getan“ hat (Off 3,19).