93. Wollen wir andere dazu auffordern, „Gott zu fürchten“, „ihm die Ehre zu geben“ und ihn als Schöpfer „anzubeten“ (Off 14,7), muss sich unsere eigene Gottesfurcht in Gehorsam zeigen, müssen wir ihn in allen Lebensbereichen ehren und unseren Glauben an eine vollkommene Schöpfung der Welt in sechs Tagen darin beweisen, dass wir keinen Zweifel an einer vollkommenen Neuschöpfung des Menschen in seiner Lebenszeit haben.

Die drei abschließenden Thesen sollen einen sehr zentralen Punkt deutlich machen: Als Siebenten-Tags-Adventisten können wir unsere eigentliche Mission, das „ewige Evangelium“ der dreifachen Engelsbotschaft allen Menschen auf diesem Planeten zu verkündigen, nur dann vollmächtig und endgültig erfüllen, wenn wir die gute Nachricht der vollkommenen Gerechtigkeit Christi, die im Sünder eine völlige Verwandlung und vollständigen Gehorsam bewirkt, im Glauben annehmen und im Heiligen Geist ausleben. Unser gesamtes Lehrgebäude macht nur Sinn, wenn es die Vollkommenheit Gottes, Seines Gesetzes und Seiner Erlösung ohne Abstriche anerkennt. Tun wir dies nicht, verstricken wir uns dogmatisch in innere Widersprüche, und unsere Verkündigung wird ebenso wie unser Leben einen spürbaren Mangel an geistlicher Vollmacht offenbaren. Wir können nicht Zeugen für Gottes unendliche Liebe und die unantastbare Heiligkeit aller Seiner Ordnungen sein, wenn wir nicht selber in Wort und Tat die uneingeschränkte Gerechtigkeit Seines Gesetzes hochhalten – durch makellosen Gehorsam wie einst ein Henoch, Elia und Daniel.

Denn ebendas ist die tiefste Bedeutung von „Gott fürchten, ehren, anbeten“. Es ist Respekt, Bewunderung, Begeisterung, Liebe, Nachahmung, Eifer, Ehrfurcht – sich in der Betrachtung von Gottes Persönlichkeit und Wesen zu verlieren, bis man sich selbst vergisst und nur noch Christus in einem lebt (Gal 2,20). Und wenn Christus – der Vollkommene – Sein Leben in dir und durch dich führt, dann ist dein Leben vollkommen. Lernen wir und beten wir darum, uns in Ihm zu verlieren!

Wenn wir die erste Engelsbotschaft lesen, stellt sich die Frage: Wo ist in „Gott fürchten, ehren, anbeten“ und der „Stunde des Gerichts“ das Evangelium? Die gute, tröstliche, mächtige Nachricht besteht darin, dass dieser Gott sich als der Schöpfer Himmels und der Erde vorstellt. Er hat alles Sichtbare hervorgebracht, Belebtes wie Unbelebtes, Hohes und Tiefes, Kleines wie Großes – und das sogar „aus nichts“, einfach durch Sein Wort. So mächtig ist Er! Und diese Macht bietet Er an, zu unseren Gunsten noch einmal auszuüben – indem Er noch einmal spricht, um uns neuzuschaffen. Es gibt keine größere Macht im Universum als dieses Wort. Und es gibt keine größere Liebe und kein tieferes Mitgefühl für uns Sünder und unsere ganz persönlichen Nöte, als diesen Herrn, der mit Seinem eigenen Blut sich das Recht erwarb, die schöpferische Macht Seines Wortes für uns einzusetzen.

Es ist alles bereit, es ist für alles gesorgt. Glauben wir Ihm doch und bitten kindlich um diese Neuschöpfung – gerade wir, die wir doch Sabbat für Sabbat unseren Glauben an Seine Schöpfermacht bekennen und uns daran erinnern! Wenn in diesem Punkt unser Glauben nicht tiefer geht und mehr von Gott erwartet und erbittet als der Rest der Christenheit, wozu sind wir als Gemeinde dann da? Nur um einen Sabbat in der Theorie hochzuhalten, weil wir erkannt haben, dass die Zehn Gebote noch gültig sind? Wenn wir wirklich erkannt haben, „wie wir erkennen sollen“ (1Kor 8,2), dann kann „Anbetung des Schöpfers“ nur bedeuten, dass wir Ihm alles zutrauen – umso mehr, wo Er es doch ausdrücklich versprochen hat.

Jes 51,1 Hört auf mich, die ihr der Gerechtigkeit nachjagt, die ihr den HERRN sucht! Blickt hin auf den Felsen, aus dem ihr gehauen, und auf den Brunnenschacht, aus dem ihr gegraben seid!

2 Blickt hin auf Abraham, euren Vater, und auf Sara, die euch geboren hat! Denn ich rief ihn als einen einzelnen, und ich segnete ihn und mehrte ihn.

3 Denn der HERR tröstet Zion, tröstet alle seine Trümmerstätten. Und er macht seine Wüste wie Eden und seine Steppe wie den Garten des HERRN. Jubel und Freude findet man darin, Lobpreis und Stimme des Gesanges.

67. Gottes Wort ist nicht nur Wahrheit, es schafft Wahrheit. Dasselbe göttliche Wort, das den Menschen gerecht spricht, macht ihn auch gerecht.

Ich wiederhole einen Text aus These 11:

Jes 55,10 Denn wie der Regen fällt und vom Himmel der Schnee und nicht dahin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt, sie befruchtet und sie sprießen lässt, dass sie dem Sämann Samen gibt und Brot dem Essenden,

11 so wird mein Wort sein, das aus meinem Mund hervorgeht. Es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird bewirken, was mir gefällt, und ausführen, wozu ich es gesandt habe.

Ein lieber Bruder, der seine Mühe mit diesen Thesen hatte und dabei war, als ich sie in einer Gemeinde vorstellte, meinte spontan, als ich diese These vorlas: „Die hättest du an den Anfang stellen sollen!“ Und ja, vielleicht hätte ich das tun sollen – nicht mit der „schweren Buße“ beginnen, sondern mit der unglaublichen erlösenden Macht Gottes.

Diese These fasst tatsächlich zusammen, was Erlösung bedeutet: Gott spricht, und es geschieht – wie bei der Schöpfung, so bei der Neuschöpfung. Gott schafft durch Sein Wort: bei der Schöpfung durch das göttliche Wort (Christus; Joh 1,3), bei der Neuschöpfung durch das fleischgewordene Wort (ebenfalls Christus; V. 14). Christus, „das Wort“, verschafft uns einen neuen Status vor Gott (Rechtfertigung), und Christus, „das Wort“, macht uns zu neuen Menschen (Wiederherstellung). Er ist das Alpha und das Omega unseres Heils, der Anfänger und der Vollender.

1Kor 1,30 Aus ihm [Gott] aber kommt es, dass ihr in Christus Jesus seid, der uns geworden ist Weisheit von Gott und Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung.

Röm 8,32 Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat: wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?

Kol 2,3 In [Christus] sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen …

9 Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig;

10 und ihr seid in ihm zur Fülle gebracht.

Der kleine, aber folgenschwere Unterschied zwischen der ersten und der zweiten Schöpfung durch „das Wort“ ist, dass Adam und Eva nicht gefragt wurden, ob sie geschaffen werden möchten, wir aber durchaus, und zwar bei jedem einzelnen Schritt des göttlichen Schaffensprozesses. Dass Gott Vollkommenheit in einem Nu hervorbringen kann, bewies er bei der ersten Schöpfung des Menschen. Der begrenzende Faktor bei der zweiten Schöpfung ist nicht Gottes Macht, sondern der menschliche Wille. Gott wartet immer auf unsere Zustimmung, bevor Er an uns handelt – Seine Liebe führt Ihn dazu, unsere persönliche Freiheit niemals anzutasten, weil wir nur als freie Wesen Ihm mit echter, tiefer Liebe antworten können. Um aber echte Zustimmung von uns zu erlangen, muss Gott uns erst zur Einsicht führen.

Die Voraussetzung von Erkenntnis (vom Guten überzeugt werden) und Entscheidung (der Erkenntnis folgen und sich Gott übergeben) können das Wachsen und Reifen des neuen Menschen zu einem langwierigen, manchmal mühsamen Prozess machen:

Jes 43,24 Du hast mir Arbeit gemacht mit deinen Sünden …

Doch für Christus ist jeder Einzelne von uns so kostbar und einzigartig, dass wir Ihm jede Mühe wert sind. Er betrachtet uns mit inniger, unerschütterlicher Liebe und ist bereit, diesen Weg geduldig mit uns zu gehen! Dabei treibt Ihn die tiefe Sehnsucht an, am Ende eine Braut und Geliebte in makelloser Schönheit zu sich nehmen zu können, an deren Seite Er die Ewigkeit verbringen will.

Eph 5,25Christus (hat) die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben,

26 um sie zu heiligen, sie reinigend durch das Wasserbad im Wort,

27 damit er die Gemeinde sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern dass sie heilig und tadellos sei.

Würde Gott einen Menschen gerecht sprechen, ohne ihn auch gerecht zu machen, würde Er zum Lügner. Doch die Schrift sagt, dass Gott nicht lügen kann und eher Himmel und Erde untergehen würden, als dass Sein Wort sich nicht erfüllte!

Mt 24,35 Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.

Ps 119,89 In Ewigkeit, HERR, steht dein Wort fest in den Himmeln.

Im Wort selbst liegt die schöpferische Kraft, Wirklichkeit zu schaffen. Die materielle Erde ist der „wandelnde“ und rotierende Beweis für diese Kraft, und diese erste Schöpfung ist Gottes mächtigster, weltweiter Zeuge dafür, dass dieselbe Kraft im geistlichen Bereich wirkt und eine neue Realität schafft. Deshalb kann Paulus sagen, dass die Schöpfung Gottes „ewige Kraft“ offenbart und alle Menschen „ohne Entschuldigung“ sind, wenn sie „Gottes Kraft“ in Form des Evangeliums ablehnen und damit auch „Gottes Gerechtigkeit“ verwerfen, die ihnen im Evangelium angeboten wird und „jedem Glaubenden“ zugesprochen und verliehen wird:

Röm 1,16 Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, ist es doch Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen.

17 Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin geoffenbart aus Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht: „Der Gerechte aber wird aus Glauben leben.“ …

20 Denn sein unsichtbares Wesen, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird seit Erschaffung der Welt in dem Gemachten wahrgenommen und geschaut, damit sie ohne Entschuldigung seien.

Das Wunder der Erlösung geschieht nur dann, wenn das gehörte Wort Gottes auf Glauben trifft:

Heb 4,2 Auch uns ist eine gute Botschaft [„Evangelium“] verkündigt worden, wie auch jenen; aber das gehörte Wort nützte jenen nicht, weil es bei denen, die es hörten, sich nicht mit dem Glauben verband.

MB 150 Nimm dir im Herzen vor, dem zu gehorchen, was du vom Wort Gottes weißt. Seine Kraft, ja sein Leben wohnt in seinem Wort. Nimmst du das Wort im Glauben auf, wird es dir Kraft zum Gehorsam schenken.