87. Liebe zu Jesus bewirkt immer eine tiefe Sehnsucht, gänzlich frei von Sünde zu werden und ein Leben beständigen Gehorsams zu führen, im Einklang mit Ihm.

Ps 97,10 Die ihr den HERRN liebt, hasst das Böse!

Amos 3,3 LUT Können etwa zwei miteinander wandern, sie seien denn einig untereinander?

Joh 14,15 Liebt ihr mich, so haltet meine Gebote!

TSB 135 Wenn du zu Jesus kommst und in demütiger Reue deine Sünden bekennst, wird Er dir deine Sünden vergeben und dich von jeder Ungerechtigkeit reinigen. Erst wenn du die Sünde hasst und Reinheit, Wahrheit und Gerechtigkeit liebst, kannst du von der Sünde lassen.

BE, 1.11.1893 Wer gerettet werden will, muss seinen Blick auf Jesus halten. Indem er Christus betrachtet, lernt er, die Sünde zu hassen, die seinem Erlöser Leid und Tod gebracht hat. Im Anschauen wird sein Glaube stark, und er lernt „den einzig wahren Gott und Jesus Christus, den Er gesandt hat“, kennen. Der Sünder sieht Jesus, wie Er ist – voller Mitgefühl und zärtlicher Liebe –, und indem er die Offenbarung Seiner großen Liebe zum gefallenen Menschen im Leiden auf Golgatha betrachtet, wird sein Charakter verwandelt.

DA 668 Wenn wir Gott so kennen, wie es unser Vorrecht ist, werden wir ein Leben beständigen Gehorsams führen. Weil wir Christi Charakter so wertschätzen und Gemeinschaft mit Gott haben, werden wir die Sünde hassen. (vgl. LJ 666)

AG 294 Durch Anschauen werden wir verändert werden, und wenn wir über die Vollkommenheit des göttlichen Vorbilds nachdenken, wird der Wunsch da sein, vollständig umgewandelt zu werden, erneuert im Bild seiner Reinheit. Durch den Glauben an den Sohn Gottes wird der Charakter verwandelt, und aus dem Kind des Zorns wird ein Kind Gottes.

76. Die oft gestellte Frage „Hast du Heilsgewissheit?“ offenbart ein mangelhaftes Verständnis vom Evangelium.

Ich denke mittlerweile, dass diese These zu pauschal formuliert ist – sollte ich jemanden dadurch verletzt haben, möchte ich mich herzlich entschuldigen. Bitte verstehe diese These so, als wäre hinter „offenbart“ ein „nicht selten“ eingefügt. Das zumindest ist meine Beobachtung: Es gibt so viele unterschiedliche Vorstellungen davon, was „Heil“ und was „Gewissheit“ ist, sowohl bei den Rednern als auch den Zuhörern! Ein so missverständlich oder subjektiv gebrauchter Begriff kann eigentlich nur Verwirrung stiften oder für peinliche Situationen bei den Gefragten sorgen – wer möchte sich schon öffentlich in eine Lage bugsiert sehen, wo er offenbar „keine Heilgewissheit“ hat …?!

Ein ehrwürdiger adventistischer Seelsorger zum Beispiel „erklärte“ mir als jungem Mann mit seiner ganzen eminenten Autorität, die Frage nach meiner Heilsgewissheit müsse ich genauso spontan und unzweifelhaft beantworten können wie die Frage, ob ich heute gefrühstückt hätte. Ein anderer Prediger, den ich sehr für seine Treue schätze, sagte von der Kanzel, wir dürften „Heilsgewissheit“ haben, aber nicht „Heilssicherheit“. Ein dritter, von mir nicht minder respektierter Redner erklärte, „Heilsgewissheit“ würde immer nur „für heute“ gelten. Hinter solchen Aussagen steckt für mich so etwas wie die Quadratur des Kreises: der Versuch, den Geschwistern etwas sicher zuzusprechen (Heil), was andererseits doch noch nicht endgültig ist, weil wir als Adventisten nicht an „Einmal gerettet, immer gerettet“ glauben – von diesem Extrem wollen wir uns abgrenzen, aber trotzdem an der „Gewissheit“ festhalten, was zu unterschiedlichen Erklärungen führt.

Nun möchte ich deutlich sagen, dass ich die gute und seelsorgerliche Motivation hinter solcherart Zuspruch an die Geschwister verstehe und voll anerkenne. Ich möchte auch niemandem einen Vorwurf machen und keinerlei Urteil über Personen aussprechen. Es geht mir um die Sache selbst und um unsere Gemeinden, denn ich sehe das große Problem, dass diese Art Trost der eigentlichen Not nicht abhilft – weil es nicht der Weg ist, auf dem Gott tröstet und festigt.

Seien wir mal so „kühn“ und schauen der Wahrheit ins Auge: Wir sind noch nicht endgültig errettet, und deswegen ist unser Heil auch noch nicht „gewiss“. Diese Feststellung hat aber rein gar nichts mit der Vorstellung zu tun, wir müssten nun den Rest unserer Tage in „Furcht und Zittern“ verbringen! Hier existiert einfach eine gesunde Spannung zwischen „schon jetzt“ und „noch nicht“. Unser Leben ist voll von solchen gesunden Spannungen, von scheinbaren Gegensätzen, die sich zu etwas Gutem ergänzen. Und im Erlösungsplan ist es nicht anders. Unsere Errettung hat einen Anfangs- und einen Endpunkt, und dazwischen liegt ein Prozess. Dies ist eine gesunde, gottgewollte Spannung, und wir brauchen weder zu versuchen, sie zu beseitigen, noch uns dafür vor anderen zu entschuldigen. Die Bibel veranschaulicht diese drei Elemente (Anfang, Prozess, Ende) in zahlreichen Bildern, z. B.

  • vom Weizenkorn, das (1) keimt, (2) wächst und (3) eine volle Ähre hervorbringt;
  • vom Menschen, der (1) geboren wird, (2) wächst und (3) eines Tages ausgewachsen ist;
  • vom Mehl, das (1) Sauerteig aufnimmt und (2) allmählich gesäuert wird, bis (3) alles durchsäuert ist;
  • vom Wettlauf, der aus (1) dem Start, (2) dem eigentlichen Lauf und (3) der Zielüberquerung besteht;
  • vom Tempel der Gemeinde, der (1) Fundament und Eckstein bekommt, (2) dann aufgebaut wird und (3) am Ende den Schlussstein erhält;
  • und auch die drei Abteile (1) Vorhof, (2) Heiliges und (3) Allerheiligstes im Heiligtum repräsentieren diesen Prozess.

Ich werde gleich noch genauer auf biblische „Heilsgewissheit“ (wenn man es so nennen möchte) eingehen. Aber an dieser Stelle möchte ich den obigen Satz ergänzen und eine Art Gleichgewicht herstellen: Wir sind noch nicht endgültig errettet, aber Gott hat die besten aller nur denkbaren Voraussetzungen dafür geschaffen, dass es einmal so sein wird. Diese „besten aller nur denkbaren Voraussetzungen“ sind in einer Person fokussiert: Immanuel („Gott ist mit uns“), Jesus („Retter von Sünde“), Christus in uns (der Grund für unsere „Hoffnung auf die ewige Herrlichkeit“).

37. Unsere Liebe zu Gott ist ein Gradmesser für das Bewusstsein unserer Schuld, denn „wem wenig vergeben wird, der liebt wenig“ (Lk 7,47).

Lk 7,40 Da antwortete Jesus und sprach zu ihm: Simon, ich habe dir etwas zu sagen. Er sprach: Meister, sprich!

41 Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner. Der eine war 500 Denare schuldig, der andere 50.

42 Da sie aber nichts hatten, um zu bezahlen, schenkte er es beiden. Sage mir: Welcher von ihnen wird ihn nun am meisten lieben?

43 Simon aber antwortete und sprach: Ich vermute der, dem er am meisten geschenkt hat. Und er sprach zu ihm: Du hast richtig geurteilt!

47 Deshalb sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben worden, darum hat sie viel Liebe erwiesen; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.

Mangelndes Schuldbewusstsein aufgrund fehlender Erkenntnis ist die Situation Laodizeas. Darum fehlt auch die Reue, die „eifrige Buße“ (Off 3,19), die Voraussetzung für das makellose „Kleid der Gerechtigkeit“ ist, das uns Zutritt zur Hochzeitsfeier des Lammes verschafft.

COL 315 Der Mann, der ohne Hochzeitskleid zum Fest kam, stellt den Zustand vieler in unserer heutigen Welt dar. Sie nennen sich Christen und beanspruchen die Segnungen und Vorrechte des Evangeliums, verspüren aber keine Notwendigkeit, dass ihr Charakter verwandelt wird. Sie haben niemals echte Reue über die Sünde gefühlt. Ihnen ist nicht bewusst, dass sie Christus brauchen, und sie praktizieren keinen Glauben an ihn. Sie haben ihre ererbten und selber gepflegten Neigungen zu falschem Verhalten nicht überwunden.

Vergessen wir gleichzeitig nicht, dass auch diese tiefe, so unerlässliche Reue ein Geschenk von Christus ist. Wir dürfen sie von ihm erbitten! Und da alle Seine Gebote gleichzeitig Verheißungen sind – wie der Geist der Weissagung uns versichert –, bedeutet Seine Aufforderung zu „eifriger Buße“ gleichzeitig die Zusicherung, dass wir die nötige Buße in dem Moment empfangen, wo wir uns entschließen, sie zu praktizieren.

36. Beiden gemeinsam ist die mangelnde Liebe zu Gott, die sich in mangelnder Bereitschaft zeigt, „Christus in mir leben“ zu lassen (Gal 2,20).

Gal 2,20 Ich bin mit Christus gekreuzigt; und nun lebe ich, aber nicht mehr ich selbst, sondern Christus lebt in mir. Was ich aber jetzt im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.

Ein wunderbares Beispiel dafür, wie die Liebe zu Gott in uns wachsen und uns verwandeln wird, wenn wir ihr Raum geben, ist der Jünger Johannes. Im Wirken der Apostel heißt es über ihn:

AA 557 In den Jahren, wo er eng mit Christus zusammen war, war er oft vom Heiland gewarnt und zur Vorsicht gemahnt worden, und diese Zurechtweisungen hatte er angenommen. Als ihm der Charakter des Gottessohnes offenbar wurde, erkannte Johannes betroffen seine eigenen Mängel. Tag für Tag sah er im Gegensatz zu seinem eigenen heftigen Wesen die Behutsamkeit und Langmut Jesu und hörte seine Lehren über Demut und Geduld. Tag für Tag wurde sein Herz zu Christus hingezogen, bis er sein Ich vor Liebe zu seinem Meister aus dem Auge verloren hatte. Er bewunderte die Kraft und das Feingefühl, die Majestät und Sanftmut, die Stärke und Geduld, die er im täglichen Leben des Sohnes Gottes wahrnahm. Sein empfindliches, ehrgeiziges Wesen lieferte er der umgestaltenden Macht Christi aus, und die göttliche Liebe verwandelte seinen Charakter. (vgl. WA 555)

Gleich aus welchem theologischen Lager wir uns Christus nähern – Erlösung kann nur geschehen, wenn wir bereit sind, wie Paulus das angeborene, sündige Ich zu „kreuzigen“ und Jesus zu unserem Meister und „neuen Ich“ zu erklären. Aus eigener Kraft ist dies unmöglich. Doch wenn wir zulassen, dass der Heilige Geist uns das bewundernswerte Wesen des Sohnes Gottes in lebendigen Farben vor Augen malt, wird eine himmlische, gottgeschenkte Liebe in uns hineingepflanzt, die so wächst und erstarkt, dass wir wie einst der Jünger Johannes unser altes Ich völlig „aus dem Auge verlieren“ und im Anschauen unseres Heilandes gänzlich umgewandelt werden. So geschieht unsere geistliche Vervollkommnung.