40. „Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ (Mt 5,48) Dieses Gebot ist eine Verheißung. Der Erlösungsplan hat unsere vollständige Befreiung aus der Macht Satans zum Ziel.

Wer Das Leben Jesu kennt, weiß, dass diese These wörtlich daraus zitiert ist (S. 300). Diese wenigen Sätze fassen im Grunde das Evangelium zusammen. Sie bestätigen, dass Gott Vollkommenheit erwartet („Gebot“), weil Er sie selbst verwirklicht („Verheißung“), und dass Erlösung als ein Zusammenspiel von göttlicher Aktion („Erlösung, Befreiung“) und menschlicher Reaktion (Gehorsam gegenüber dem „Ihr sollt“) geschieht, dessen Ziel die „vollständige Freiheit“ ist, mit der Gott die ersten Menschen ausgestattet hatte.

Der Geist der Weissagung schildert uns, wie Jesus selbst durch das Zusammenspiel von Gottes „Geboten“ und „Verheißungen“ aus dem großen Kampf mit dem Teufel als Sieger hervorging:

MH 181 Der Heiland überwand, um den Menschen zu zeigen, wie sie überwinden können. Allen Versuchungen Satans begegnete Christus mit dem Wort Gottes. Indem er Gottes Verheißungen vertraute, empfing er Kraft, Gottes Geboten zu gehorchen, und der Versucher konnte keinen Vorteil erringen.

Überlegen wir einmal: Gott als barmherziger Vater und liebender Schöpfer würde niemals auch nur annähernd gefallenen Geschöpfen wie dir und mir etwas „gebieten“, von dem Er wüsste, dass wir dazu beim besten Willen nicht in der Lage wären. Selbst menschliche Eltern mit ihrer so begrenzten Liebesfähigkeit kämen nicht auf den Gedanken, ihre Kinder mit derartigen Forderungen zu quälen – wie viel mehr der Vater aller Väter!

Ellen White schreibt zum obigen Bibelvers (Mt 5,48) an anderer Stelle:

ST, 3.9.1902 Vor aller Welt lässt Gott uns zu lebendigen Zeugen dafür heranwachsen, was Männer und Frauen durch die Gnade Christi werden können. Wir werden ermahnt, nach einem vollkommenen Charakter zu streben. Der göttliche Lehrer sagt: „Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ (Mt 5,48) Würde Christus uns damit schikanieren, dass er Unmögliches von uns verlangt? Nie und nimmer! Was für eine Ehre er uns erweist, dass er uns drängt, in unserem Bereich so heilig zu sein wie der Vater in seinem Bereich! Er kann uns dazu befähigen, denn er erklärt: „Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden.“ (Mt 28,18) Wir haben das Vorrecht, diese unbegrenzte Macht in Anspruch zu nehmen.

2SM 32 Die Schrift lehrt uns, nach der Heiligung von Körper, Seele und Geist für Gott zu streben. Dabei sollen wir mit Gott zusammenarbeiten. Es kann viel getan werden, um das sittliche Bild Gottes im Menschen wiederherzustellen und die körperlichen, geistigen und moralischen Fähigkeiten zu entwickeln. Große Veränderungen können im Organismus geschehen, wenn man Gottes Gesetzen gehorcht und dem Körper nichts Unreines zuführt. Zwar können wir keine Vollkommenheit des Fleisches beanspruchen, doch dürfen wir christliche Vollkommenheit der Seele haben. Durch das für uns gebrachte Opfer können Sünden vollkommen vergeben werden. Wir stützen uns nicht darauf, was der Mensch tun kann, sondern was Gott durch Christus für den Menschen tun kann. Wenn wir uns Gott ganz übergeben und völlig glauben, reinigt Christi Blut uns von allen Sünden. Das Gewissen kann frei werden von Verdammung. Durch den Glauben an Sein Blut kann jeder in Christus Jesus vervollkommnet werden. Gott sei Dank, dass wir es nicht mit Unmöglichkeiten zu tun haben! Wir dürfen Heiligung beanspruchen. Wir dürfen Gottes Gunst genießen. Wir sollen uns nicht darüber sorgen, was Christus und Gott von uns denken, sondern was Gott von Christus, unserem Stellvertreter, denkt. Ihr seid angenommen in dem Geliebten. (vgl. 2FG 33)

Es ist ein trauriges Kapitel Adventgeschichte, dass gerade die Zusage Jesu in diesem Vers (Mt 5,48), die die wunderbare Tiefe und Überschwänglichkeit des Erlösungsplanes zum Ausdruck bringt – die Wiederherstellung der Vollkommenheit, mit der Gott uns geschaffen hat –, so häufig gemieden, bestritten und relativiert worden ist. Der erste Schritt, dieses Stück Geschichte zu einem Kapitel des Triumphes zu machen, ist einzugestehen, dass diese Worte Jesu an sich schlicht, mächtig und herrlich sind und das einzige Problem damit unser Mangel an Glauben ist. Gottes Wort steht fest, und die Erfüllung aller Seiner Versprechen ist über jeden Zweifel erhaben. Doch entscheiden persönlicher Glaube oder Unglaube darüber, an wem sich das Wort verwirklicht und an wem nicht.

Wir brauchen kindlichen Glauben! Wir sollten daher konsequent alles Glaubensstärkende pflegen und hegen, zweifelnde Überlegungen hingegen verbannen und ihnen keinen Raum geben. Daher abschließend noch ein glaubensstärkender Gedanke aus dem obigen Vers: Unsere Vollkommenheit ist die natürliche Folge daraus, dass unser Vater vollkommen ist. Wir werden vollkommen sein, weil unser Vater vollkommen ist! Das ist das „Gesetz geistlicher Vererbung“. Wir bringen diese Vollkommenheit nicht aus uns selbst hervor, sondern Gott hat sie in uns hineingelegt, als Er uns durch die Wiedergeburt zu Seinen Kindern gemacht – „gezeugt“ – hat. Wenn wir Ihm so unbekümmert vertrauen, wie Kinder es natürlicherweise tun, schaffen wir den nötigen Raum, dass dieser göttliche Same der Vollkommenheit wachsen und reifen kann. Die Sonne der Gerechtigkeit Christi und der Regen des Heiligen Geistes werden die Frucht hervorbringen, die Gott bereits im Samenkorn verborgen hat. Das sind Naturgesetze. Nichts kann sie aufhalten – außer unserem Zweifel. Deshalb lasst uns unserem Vater im Himmel vertrauen! Er kann und wird uns nicht enttäuschen.