41. Die Neigung, seine Sünden und Charakterfehler zu entschuldigen, führt zu weiteren Sünden und Charakterfehlern.

Auch diese These ist fast wörtlich dem Leben Jesu entnommen (ebenso S. 300). Charakterfehler sind verfestigte Sünden. Sie entstehen durch sündiges Verhalten und vertiefen sich, je häufiger und länger das Verhalten wiederholt wird. Und je ausgeprägter ein Charakterfehler ist, desto leichter fällt es, die Sünde zu wiederholen, die ihn hervorgebracht hat. Es ist eine Wechselwirkung und ein Kreislauf – in diesem Zusammenhang wortwörtlich ein „Teufelskreis“, den wir aus eigener Kraft nicht verlassen können, selbst wenn wir es (wie der „elende Mensch“ in Römer 7) wollen.

Hier setzt das Evangelium an. Christus kam und nahm unsere Schuld auf sich, um uns freizusprechen und aus dem Klammergriff der Wiederholungssünden zu lösen. Aus der negativen Wechselwirkung macht Er eine positive und beginnt einen neuen Kreislauf mit einem neugeschaffenen Herzen, das Gehorsam lebt, woraus gute Charakterzüge entstehen, die wiederum den Gehorsam erleichtern und verfestigen. Das Geheimnis dabei ist die göttliche Gegenwart und erneuernde Kraft des Heiligen Geistes im Gläubigen:

LJ 670 Christus hat seinen Geist als eine göttliche Kraft gegeben, um alle ererbten und anerzogenen Neigungen zum Bösen zu überwinden und seiner Gemeinde sein Wesen aufzuprägen.

Der kritische Punkt ist nun, dass dieser neue Kreislauf nur in Gang gesetzt werden kann, wenn der Mensch sich zuvor schuldig bekennt. Solange er sich aber entschuldigt, bleibt der alte Teufelskreis ungemindert erhalten und setzt sich unweigerlich in immer weiteren Sünden und Charakterfehlern fort.

Das Beste, was uns in dieser deprimierenden Situation passieren kann, ist eine liebevolle Konfrontation mit der Wahrheit (Jesus tut das mit Seinem Brief an Laodizea). Das Schlimmste, was uns passieren kann, sind gutmeinende Gefährten, die Verständnis für unsere Entschuldigungen zeigen und versichern, vollständiger Gehorsam sei sowieso illusorisch, weswegen Gott ihn auch nicht von uns erwarte. Diese Haltung verhindert echte Bekehrung! Damit bleibt das Leben ohne wahre Herzenserneuerung, ohne praktischen Glauben an Christus und ohne die Erfüllung mit dem Heiligen Geist. Diese Art „christlicher Nachfolge“ ist nicht mehr als eine unerkannte Form von Selbstgerechtigkeit, übertünchte Gesetzlichkeit, „tote Werke“, die Gott niemals akzeptieren kann, weil sie menschlich produziert sind – statt göttlich vorbereitet und durch die Verdienste Jesu geheiligt.