39. In allen diesen Schritten ist Christus „Anfänger und Vollender“ (Heb 12,2), weswegen im Erlösungsplan menschlicher Ruhm „ausgeschlossen“ ist (Röm 3,27), wobei uns dennoch die Aufgabe zufällt, die guten Werke auszuleben, die Gott „in Christus vorbereitet hat“ (Eph 2,10), weswegen unsere Erlösung nicht ohne eigenes Zutun geschieht (Phil 2,12), was aber vor Gott ohne jedes Verdienst ist (Lk 17,10) und nicht mit Werksgerechtigkeit verwechselt werden darf.

Heb 12,2 indem wir hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, der um der vor ihm liegenden Freude willen die Schande nicht achtete und das Kreuz erduldete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.

Röm 3,27 Wo bleibt nun der Ruhm? Er ist ausgeschlossen. Durch was für ein Gesetz? Der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens.

Eph 2,10 Denn wir sind sein Gebilde, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott vorher bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.

Phil 2,12 Daher, meine Geliebten, wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, nicht nur wie in meiner Gegenwart, sondern jetzt noch viel mehr in meiner Abwesenheit, bewirkt euer Heil mit Furcht und Zittern!

Lk 17,10 So sprecht auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.

Für viele Christen ist die geringste Andeutung menschlicher Mitwirkung im Erlösungsplan bereits „Werksgerechtigkeit“ und „ein anderes Evangelium“. Das ist jedoch ein grundlegendes Missverständnis der biblischen Botschaft. Es vermittelt ein falsches Bild sowohl von Gottes Charakter als auch von der Natur des Menschen. Gott hat den Menschen als moralisch freies Wesen geschaffen mit der Fähigkeit, Gutes oder auch Böses zu tun. Dass der Schöpfer uns diese Freiheit verliehen hat, ist ein unwiderlegbarer Beweis seiner unbeschreiblichen Liebe zu uns, denn diese Freiheit sollte den Sohn Gottes das Leben kosten. Es war Adams Entscheidung, die Sünde in sein Herz zu lassen und das Böse zu tun, und es ist letztlich auch die Entscheidung des Menschen, die Sünde wieder auszutreiben und das Gute zu tun. Der Wille und die Kraft dazu sind gänzlich Gnadengaben Gottes durch die Verdienste Christi; die Anwendung der Gaben liegt jedoch bei uns.

DA 466 Im Erlösungswerk gibt es keinen Zwang. Keine äußere Gewalt wird gebraucht. Unter dem Einfluss des Geistes Gottes ist es jedem selbst überlassen, wem er dienen will. Die Wandlung, wenn sich jemand Christus übergibt, geschieht in höchstem Sinne in Freiheit. Die Austreibung der Sünde geschieht durch den Menschen selbst. Es stimmt, wir haben keine Kraft, uns aus der Herrschaft Satans zu befreien; aber wenn es unser Wunsch ist, von der Sünde befreit zu werden, und wir in unserer großen Not nach einer Kraft außerhalb von uns und über uns rufen, dann werden die inneren Kräfte mit der göttlichen Energie des Heiligen Geistes durchtränkt und gehorchen den Befehlen des [eigenen] Willens in der Erfüllung des Willens Gottes. (vgl. LJ 462)

5T 579 Wenn wir Selbstsucht und Bequemlichkeit pflegen, unseren Neigungen nachgehen und nicht unser Bestmögliches tun, um mit Gott bei unserer Erhebung, Veredelung und Läuterung zusammenzuarbeiten, erfüllen wir nicht seine Erwartungen an uns. Wir erleiden einen dauerhaften Verlust in diesem Leben und werden am Ende das zukünftige, unsterbliche Leben verlieren. Gott möchte, dass du aktiv bist – nicht in Selbstverachtung oder Entmutigung, sondern mit stärkstem Glauben und Hoffnung, heiter und fröhlich, als Repräsentant Christi für die Welt. Der Glaube Jesu bedeutet Freude, Friede und Glück.

AG 319 Die Kraft Gottes ist der eine Wirkungsfaktor in dem großartigen Werk, über die Welt, das Fleisch und den Teufel den Sieg davonzutragen … Der Mensch kann ohne Gott nichts erreichen. Gott hat seinen Plan so entworfen, dass in der Wiederherstellung der Menschheit nichts erreicht wird außer durch die Zusammenarbeit zwischen Menschlichem und Göttlichem. Der vom Menschen geforderte Part ist unermesslich klein; trotzdem ist nach Gottes Plan gerade dieser Part nötig, damit das Werk erfolgreich ist.

Dessen ungeachtet muss uns immer bewusst sein, dass alles, was wir – selbst als Gläubige – vor Gott bringen können, allein durch die Verdienste Jesu annehmbar wird. Vom ersten bis zum letzten Schritt sind wir im Erlösungsplan ganz von unserem Heiland und Seinem reinigenden Blut abhängig. Diese Erkenntnis sollte uns vor jedem Gedanken an Eigenverdienst und vor allen Gefühlen von Stolz und Bessersein bewahren und stets demütig und dankbar sein lassen. Im Angesicht des Kreuzes leben wir in einem sich ständig vertiefenden Empfinden unserer eigenen Unwürdigkeit und Verlorenheit ohne Christus, dessen vollkommene Gerechtigkeit allein vor Gott von Wert ist.

1SM 344 Die Gottesdienste, die Gebete, das Lob, das reuige Sündenbekenntnis steigen von den wahren Gläubigen wie Weihrauch zum himmlischen Heiligtum, doch weil sie dabei mit der menschlichen Verdorbenheit in Berührung kommen, werden sie so befleckt, dass sie vor Gott keinerlei Wert hätten, würden sie nicht durch Blut geläutert. Sie steigen nicht in makelloser Reinheit auf, und wenn nicht der Mittler zur Rechten Gottes alles durch seine Gerechtigkeit darbringt und reinigt, ist es vor Gott nicht annehmbar. Jeder Weihrauch von irdischen Stiftshütten muss von den reinigenden Bluttropfen Christi durchfeuchtet sein … O würden doch alle sehen, dass jeder Gehorsam, jede Buße, jedes Lob und jeder Dank auf das glühende Feuer der Gerechtigkeit Christi gebracht werden muss! (vgl. 1FG 363f.)

Vollkommenheit in diesem Leben ist uns verheißen, doch bis dahin werden wir selbst bei unserem aufrichtigsten Bemühen immer wieder mit unseren zahlreichen Unvollkommenheiten konfrontiert werden. Daher sind die folgenden Worte ein großer Trost:

1SM 368 Christus schaut auf die Einstellung, und wenn er sieht, dass wir unsere Lasten mit Glauben tragen, sühnt seine vollkommene Heiligkeit unsere Unzulänglichkeit. Wenn wir unser Bestes geben, wird er zu unserer Gerechtigkeit. (vgl. 1FG 388)

Manche nehmen solche Aussagen als Begründung, warum selbst ein Christ Gottes Gesetz niemals vollkommen halten werde. Ein Prediger führte einmal im Gespräch mit mir das erste Zitat an und meinte, unsere Taten würden sogar im Himmel noch dieser Art Sühne bedürfen. Wenn das so wäre, könnte Jesu Priesterdienst nie zu Ende gehen, und eine Zeit kurz vor der Wiederkunft, wo wir „ohne Mittler vor dem Angesicht eines heiligen Gottes bestehen müssen“ (GC 424; vgl. GK 427), würde es nie geben. Gottes Wort versichert uns dagegen, dass Christi Opfer von jeder Sünde reinigt:

Heb 9,13 Denn wenn das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer jungen Kuh, auf die Unreinen gesprengt, zur Reinheit des Fleisches heiligt,

14 wie viel mehr wird das Blut des Christus, der sich selbst durch den ewigen Geist als Opfer ohne Fehler Gott dargebracht hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, damit ihr dem lebendigen Gott dient!

Die Zeit wird kommen, wenn unser Hohepriester seinen Dienst im himmlischen Heiligtum für immer niederlegen und die schicksalhaften Worte sprechen wird:

Off 22,11 Wer unrecht tut, tue noch unrecht, und wer unrein ist, verunreinige sich noch, und wer gerecht ist, übe noch Gerechtigkeit, und wer heilig ist, sei noch geheiligt.

Dieses „Gerechtigkeit üben“ wird dann unabhängig vom vermittelnden und sühnenden Blut Jesu geschehen. Die vollkommene Gerechtigkeit Jesu ist zu diesem Zeitpunkt ganz zur Gerechtigkeit der Gläubigen geworden. Die Heiligung ist vollendet, die Gemeinschaft mit Christus durch den Heiligen Geist ungetrübt, die Seele des Menschen ganz von den Spuren der Sünde gereinigt. Jesu Verheißung, uns Vollkommenheit zu schenken, wird am Ende unseres Lebens (egal, wie lange es währt) erfüllt sein!